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Was
Hänschen nicht lernt ...
350 Jahre
Schule in Heidesheim
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Erste
Informationen |
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Jeder von uns hat
seine eigenen
Erfahrungen mit Schule gemacht. Die Schulzeit hat uns alle
geprägt, und jeder hat so seine Urteile und Vorurteile
über
seine Lehrer, über meist ungerechte Strafen ..., eine lange,
eine
alte Geschichte, die schon im 19. Jahrhundert nach dem immer
unveränderten Schema hier Lehrer und da Schüler
wiederholt
karikiert wurde.
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“Also
lautet ein Beschluss ...” Schreiben, Lesen, Rechnen und noch
viel
mehr soll der arme Lehrer Lämpel seinen Schülern
beibringen,
aber auch dieser brave Lehrer hatte eine Schwäche, die die
Schüler erbarmungslos ausnutzen, so war es immer schon, und
klischeehaft zeichnet Wilhelm Busch den Lehrer. Er ist immer alt,
trägt eine Brille, die Weisheit in Person, vor allem sein
erhobener, verlängerter Zeigefinger weist darauf hin. Es ist
ein
braver Lehrer und wird deshalb ohne Rute oder Stock dargestellt, ein
guter alter Mann, dessen Tage mit Müh und Plage
ausgefüllt
sind, der sich als Nebenbeschäftigung dem
gottgefälligen
Orgelspiel in der Kirche hingibt ... |
2
Beispiele zwischen Dichtung und sehr viel Wahrheit.
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Das arme
Dorfschulmeisterlein dagegen ist ein bedauernwertes
Geschöpf
in stetem Kampf mit allem und allen, mit seinem Unvermögen,
mit dem
Dorf, dem Schultheiß und den Eltern. Er lebt verzweifelt
zwischen den
Ansprüchen seiner Gesellschaft und seiner
persönlichen Realität, eine
bittere, aber an Komik nicht zu überbietende Geschichte.
Ziel von
Spott und Streichen wird er zu unkalkulierbaren Reaktionen getrieben.
Seine (zeitlose) Prügelpädagogik ist Zeichen seiner
Hilflosigkeit. |
350
Jahre Schule in Heidesheim ist ohne eine lange Lese- und Schreibkultur
nicht denkbar. Bewusst oder unbewusst stehen wir in einer Tradition,
die wir kennen sollten. Unsere Wurzeln reichen bis in die Antike.
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2
römische Lehrer. Einzelunterricht weniger Schüler aus
der
oberen Schicht. Die erste Darstellung ist das Grabrelief
eines
Kindersarges aus Neumagen. Ein Schüler kommt zu spät.
Er
grüßt. In der Hand trägt er ein
Päckchen
römischer Tafeln. Der strenge Blick des Lehrers weist den
eintretenden Schüler zurecht.
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Das 2. Relief zeigt die
Unterrichtung eines einzelnen Schülers.
Erwartungsvoll hat der Lehrer sein Kinn abgestützt und
betrachtet
erwartungsvoll den Jungen, der versucht seine Lektion aufzusagen.
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Die körperliche Züchtigung war schon bei den
Römern Schulalltag, wie diese Zeichnung aus Pompeji zeigt. |
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Die
keltische Bevölkerung
in Gallien, in unserer Region die Treverer, kannten keine uns
überlieferte Schrift. Erst mit der römischen
Besatzung kam
auch die Schriftkultur zu uns. |
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Für
uns, das spätere Heidesheim, tauchte bei
archäologischen
Untersuchungen in den Resten der villa rustica unter der Georgskapelle
unter Hunderten von Putzfragmenten 1 Bruchstück auf, das
bemerkenswert ist. Dieses grauweiße,
handtellergroße
Putzstück aus dem Innenraum des westlichen Eckrisaliten zeigt
die
Ritzzeichnung eines Kindes, wie es von 4-5jährigen stammt,
eine
Szene, die wahrscheinlich mit dem damals üblichen Stilus
eingeritzt wurde. Auf einer Biga steht eine Person, die unter
strahlender Sonne unweit einer deutlich erkennbaren Zypresse ein Pferd
antreibt. Diese ortsfremde Darstellung einer
südländischen
Landschaft lässt auf eine mündliche Tradition
innerhalb der
hier ansässigen gallorömischen Familie
schließen.
Unter dieser Zeichnung taucht eine teils fiktive Schrift auf, wie sie
noch nicht schreibkundige Kinder nachahmen. Deutlich sind die Rundungen
einzelner Buchstaben zu erkennen wie die römische Zahl III.
Mit
diesem bruchstückhaften “Schriftband”, mit
dem das
Kind möglicherweise seine Zeichnung kommentieren wollte, haben
wir
die ältesten bekannten “Schriftzeichen” in
unserer
Gemarkung vor uns, ein einzigartiges Dokument, das um so erstaunlicher
ist, als in Heidesheim selbst nach 100-jährigem Schulangebot
um
1740 die meisten noch mit 3 Kreuzchen Urkunden unterzeichneten. Was
für ein Kulturgefälle. |
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