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Mit Gott für Kaiser und Vaterland |
Gesellschaft im Kaiserreich
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Der
Titel der Ausstellung ist Programm. Er wirft ein Licht auf die
Gesellschaft und das Denken der Zeit. Das Motto steht auf vielen
offiziellen Propagandakarten, die nach 1900 und vor allem während
des
Krieges das Deutsche Reich überschwemmten. Die Inanspruchnahme
Gottes für die eigene Sache sollte untermauern, dass es
sich um einen gerechten Krieg handle. Das Motto sollte die
Siegesgewissheit und damit die Einsatzfreude stärken, denn
“wenn Gott
mit uns ist, wer ist dann wider uns”(Römer8.31)?
“Für Kaiser und Vaterland”, nicht
für das Volk wird dieser Krieg geführt.Der
Obrigkeitsstaat denkt für das Volk, er lenkt seine Untertanen
(nach eigenem Verständnis immer zum Besten). Das Ganze
ist offiziell seit 1892 in die nationalen Farben
schwarz-weiß-rot eingebettet. Und 1832, 1848? Die Zeit ist fern,
als demokratische Regungen laut, aber durch das Militär im
Keime erstickt wurden. Das Militär hat gesiegt und den Staat
geprägt. Das Deutsche Reich wurde 1871 von oben mit Waffengewalt
errichtet. Schwarz-weiß-rot sind die neuen Farben, in denen das
Reich Anspruch auf Weltgeltung erhebt.
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Kaiser
Wilhelm II ist der Bannerträger. “Heil dir im Siegerkranz
....” Wilhelm II hat entschieden, und die Untertanen folgen in
“deutscher Treue”, die auf den Propagandakarten immer
wieder beschworen wird. Es gilt, der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu
verhelfen, die die Welt dem Reich verwehrt. Der Kaiser kennt keine
Parteien mehr, die sich in der Stunde der Not solidarisch einreihen.
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Auch
in Heidesheim war die Bevölkerung national gesinnt. Kaisers
Geburtstag zählte zu den großen Feiertagen im Jahresablauf
des Dorfes. Eisenbahn- und Soldatenverein organisierten jährlich
die umfänglichen Feiern. |
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Von
Kindheit an wurde das Militär als Vorbild vor Augen gestellt, und
schon in den Fibeln lernten die Kinder beim Rechnen und Lesen auch
patriotische Gesinnung. |
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Parade
in Darmstadt vor der Säule des Großherzogs Ernst- Ludwig von
Hessen-Darmstadt, dem langen “Lulatsch”. Das Militär
war hoch angesehen und überall präsent, die Paraden eine
besondere Attraktion. |
So sahen es die Eltern gern und verewigten mit einem teuren Foto aus dem Studio den glücklichen Augenblick. |
Die
Welt mit Säbel, Schwert und Pickelhaube war für den
Großteil der Bevölkerung wie auch die Kinder eine
erstrebenswerte, lockende Welt und wurde so zum spielerischen
Zeitvertreib. |
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