Historisches  Heidesheim    

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Eigner Herd

Essen + Küche
offenes Herdfeuer

Bauerntoepferei

Kueche 1900-1980(1/3)
Kueche 1900-1980(2/3)
Kueche 1900-1980(2/3)

Impressum
Küche in Veränderung
Seit dem Mittelalter hatten sich die Abläufe in der Küche wie das Inventar wenig verändert. Mit der fortschreitenden industriellen Entwicklung wurde auch die Küche nach 1850 revolutioniert. Eine Wandlung, die sich in 2 Generationen abspielte und gerade im Arbeitstag der Bauersfrauen merkliche Erleichterungen brachte. Küchenherde aus Eisenguss und dann um 1900 emailliert garantierten durch den geschlossenen Herdkörper eine gleichbleibende und gleichmäßige Hitze bei großer Einsparung der Heizmaterialien. Die Küche wandelte sich von der rußgeschwärzten Rauchküche in einen freundlicheren Aufenthalts- und Arbeitsraum. Musste der nicht emaillierte Eisenofen immer wieder mit Grafit gepflegt (gewichst) werden, benötigten die Emailleflächen eine wenig aufwändige Pflege. 3 Kücheneinrichtungen zwischen 1900 und 1930 veranschaulichen das neue Inventar, das neben praktischen Erwägungen auch zunehmend von modischen Neuerungen vor allem im Dekor beeinflusst wurde.

Wir haben es zuerst mit einer typischen Küche nach 1900 zu tun. Es gibt schon eklektisches Licht, das bis 1930 allgemein installiert war. Vor dem 1. Weltkrieg war in Heidesheim nur der Bereich zwischen Sandhof und Sandmühle an das Netz angeschlossen. Der Kernbereich des Ortes wurde dann nach dem 1. Weltkrieg in den Jahren 1919/1920 angeschlossen. Das lange Ofenrohr, das üblich war und oft nicht in einen Kamin, sondern ins Freie führte, brachte zusätzliche Wärme. Die Wand hinter dem Herd war wie hier oft durch ein breites, gekacheltes Löffelblech geschützt. Der Dreiersatz zwischen Herd und Überhandtuch (Seife, Sand und Soda) war zum Scheuern unersetzlich.
Auf der Eimerbank erkennen wir den großen Brotkasten aus Emaille neben der Küchenwaage und dem emaillierten Milchkännchen. Ein Zwiebelbehälter an der Wand rundet das sichtbare Emaillegeschirr ab. Hinter dem Schrank der obligatorische Wandschoner mit einer “Lebensweisheit”. Die Nähmaschine macht deutlich, dass die Küche früher ein Mehrzweckraum war.

Auch in der 2. Küche gibt es noch keine Schränke. Ein großes Tellerbord nimmt das Tongeschirr auf, zahlreiche Küchengeräte sind einfach an Wandhaken aufgereiht und die Emailledeckel hinter einer eigenen Deckelleiste eingesteckt. Über dem Herd trocknet Wäsche und Scheitholz lagert griffbereit in der Nähe der Feuerung. Über der einfachen Sitzbank neben der Tür ist ein Kleiderhaken angebracht.
Die 3. Küche ist eine typische Jugendstilküche mit entsprechendem Dekor und ganz in modischem Weiß. Auf dem dekorativen Emailleherd fällt das Wasserschiff auf, das nötig war, um dauerhaft über einen kleinen Warmwasservorrat verfügen zu können.  Eine Kaffeemühle an der Wand, Bundkuchenformen auf dem Tisch und eine reiche Palette von Porzellan-/ Steingut Vorratsgefäßen sind charakteristisch.
Röderherde waren der Renner uns wurden auch in Heidesheim angeboten. Die Jugendstilreklame weiß noch nichts von Rußfiltern und Energieersparnis.
Eine nie gekannte Fülle an kratz- und säurefesten Küchenutensilien aus Emaille waren auf dem Markt und wurden um 1930 in über 300 Emaillierwerken angefertigt. Da die Geräte auf Dauer angefertigt waren, haben viele in großer Farbenpracht bis heute überlebt.
Jeder wusste, wo im Löffelblech sein persönlicher Löffel steckte, in einer Zeit, als ein Küchenschrank mit Schubladen noch selten war.
Löffelblech, Überhandtuch und Wandschoner erinnerten die Familie tagtäglich und eindringlich, welchen Werten man sich verpflichtet fühlte und welche Rolle vor allem der Hausfrau zugedacht war.







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