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Küche
in Veränderung |
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Seit
dem
Mittelalter hatten sich die Abläufe in der Küche wie
das
Inventar wenig verändert. Mit der fortschreitenden
industriellen
Entwicklung wurde auch die Küche nach 1850 revolutioniert.
Eine
Wandlung, die sich in 2 Generationen abspielte und gerade im Arbeitstag
der Bauersfrauen merkliche Erleichterungen brachte.
Küchenherde
aus Eisenguss und dann um 1900 emailliert garantierten durch den
geschlossenen Herdkörper eine gleichbleibende und
gleichmäßige Hitze bei großer Einsparung
der
Heizmaterialien. Die Küche wandelte sich von der
rußgeschwärzten Rauchküche in einen
freundlicheren
Aufenthalts- und Arbeitsraum. Musste der nicht emaillierte Eisenofen
immer wieder mit Grafit gepflegt (gewichst) werden, benötigten
die
Emailleflächen eine wenig aufwändige Pflege. 3
Kücheneinrichtungen zwischen 1900 und 1930 veranschaulichen
das
neue Inventar, das neben praktischen Erwägungen auch zunehmend
von
modischen Neuerungen vor allem im Dekor beeinflusst wurde. |
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Wir
haben es zuerst mit einer typischen Küche nach 1900 zu tun. Es
gibt schon eklektisches Licht, das bis 1930 allgemein installiert war.
Vor dem 1. Weltkrieg war in Heidesheim nur der Bereich zwischen Sandhof
und Sandmühle an das Netz angeschlossen. Der Kernbereich des
Ortes wurde dann nach dem 1. Weltkrieg in den Jahren 1919/1920
angeschlossen. Das lange Ofenrohr, das üblich war und oft
nicht in
einen Kamin, sondern ins Freie führte, brachte
zusätzliche
Wärme. Die Wand hinter dem Herd war wie hier oft durch ein
breites, gekacheltes Löffelblech geschützt. Der
Dreiersatz
zwischen Herd und Überhandtuch (Seife, Sand und Soda) war zum
Scheuern unersetzlich. |
Auf der Eimerbank erkennen wir den
großen
Brotkasten aus Emaille neben der Küchenwaage und dem
emaillierten
Milchkännchen. Ein Zwiebelbehälter an der Wand rundet
das
sichtbare Emaillegeschirr ab. Hinter dem Schrank der obligatorische
Wandschoner mit einer “Lebensweisheit”. Die
Nähmaschine macht deutlich, dass die Küche
früher ein
Mehrzweckraum war. |
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Auch
in der 2. Küche gibt es noch keine Schränke. Ein
großes
Tellerbord nimmt das Tongeschirr auf, zahlreiche
Küchengeräte
sind einfach an Wandhaken aufgereiht und die Emailledeckel hinter einer
eigenen Deckelleiste eingesteckt. Über dem Herd trocknet
Wäsche und Scheitholz lagert griffbereit in der Nähe
der
Feuerung. Über der einfachen Sitzbank neben der Tür
ist ein
Kleiderhaken angebracht. |
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Die
3. Küche ist eine typische Jugendstilküche mit
entsprechendem
Dekor und ganz in modischem Weiß. Auf dem dekorativen
Emailleherd
fällt das Wasserschiff auf, das nötig war, um
dauerhaft
über einen kleinen Warmwasservorrat verfügen zu
können. Eine Kaffeemühle an der Wand,
Bundkuchenformen
auf dem Tisch und eine reiche Palette von Porzellan-/ Steingut
Vorratsgefäßen sind charakteristisch. |

Röderherde
waren der
Renner uns wurden auch in Heidesheim angeboten. Die Jugendstilreklame
weiß noch nichts von Rußfiltern und
Energieersparnis.
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Eine
nie
gekannte Fülle an kratz- und säurefesten
Küchenutensilien aus Emaille waren auf dem Markt und wurden um
1930 in über 300 Emaillierwerken angefertigt. Da die
Geräte
auf Dauer angefertigt waren, haben viele in großer
Farbenpracht
bis heute überlebt.
Jeder wusste, wo im Löffelblech sein persönlicher
Löffel
steckte, in einer Zeit, als ein Küchenschrank mit Schubladen
noch
selten war.
Löffelblech, Überhandtuch und Wandschoner erinnerten
die
Familie tagtäglich und eindringlich, welchen Werten man sich
verpflichtet fühlte und welche Rolle vor allem der Hausfrau
zugedacht war. |
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