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Colonialwaren sind nur vor
ihrem historischen Hintergrund zu verstehen,
als sich Deutschland unter Kaiser Wilhelm
II. in den letzten Jahren
des 19. Jahrhunderts verstärkt in den Wettlauf der
europäischen Mächte
um Kolonien einschaltete.
In Folge der Industrialisierung wurden
machtpolitische und sozialdarwinistische Argumente, vor allem
wirtschaftliche Vorteile für den Erwerb von Kolonien
angeführt. Hier
sollten zusätzliche Absatzmärkte für die
heimischen Produkte entstehen.
Kolonien waren als Lieferant vieler begehrenswerter Erzeugnisse sehr
erwünscht, und so förderten
nationale/nationalistische Vereinigungen
vehement die Politik des Kaisers vor dem 1. Weltkrieg.
Populärwissenschaftliche Veröffentlichungen und
Sammelalben, die vor
allem von Zigaretten- und Margarineherstellern heraus gegeben wurden,
unterstützten diese Bemühungen. Als Beispiel sind 2
Seiten des
Cigarettenbilderdienstes Dresden beigefügt. Als Colonialwaren
galten
neben Holz, Kautschuk, Palmöl, Südfrüchten
und Kokosprodukten vor allem
Kaffee, Tee und Kakaoprodukte wie Schokolade. Entsprechend wurde die
Werbung mit exotischen Motiven attraktiv gestaltet. |
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Unter den
Farben schwarz-weiß-rot wurden Colonialwaren Mode, Zeichen
der Zeit,
Aushängeschild für Fortschritt und nationales Denken,
eine Tendenz, die
auch nach dem verlorenen Krieg und dem Verlust der deutschen Kolonien
weiter ging. Colonialwaren verbanden sich mit dem Gedanken an
Besonderes, an Exotik und Delikatessen. Der einst politische
Hintergrund spielte beim Kauf kaum mehr eine Rolle.
Unter den
Colonialwaren heben sich Zigaretten in besonderer Weise ab. In
farbenprächtigen Dosen hatten sie eine lange Lebensdauer, und
die
Hersteller überboten sich in der Darstellung des Exotischen.
Die
hervorragenden Beziehungen zum osmanischen Reich führten dazu,
dass in
Werbung und Namensgebung mit Tabaken aus dem Orient zauberhafte,
orientalische Märchenwelten entstehen, Gestalten aus 1001
Nacht zum
Kauf einladen. Dutzende orientalisch klingender Markennamen
wetteiferten in
Wort und Bild miteinander.
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