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Vor
dem Altarfundament in der Chormitte fand sich - gleichsam
als Stufe eingesetzt - die massive rechteckige
Steinplatte mit der Schauseite nach unten. Die Inschrift (M
NAMMIUS MAGILIUS LXXX ANNOR) weist sie als Grabplatte aus, ein
bedeutender Fund, da wir hier erstmalig mit großer
Wahrscheinlichkeit einen Eigentümer der villa rustica
namentlich kennen lernen. Der keltische Namensteil - wir befinden uns
im südostlichen Siedlungsgebiet der Treverer - mit der
latinisierten Namensendung weist auf eine romanisierte Keltenfamilie
hin, die mit der nahen Garnison Mainz Handel trieb und im Laufe von 4
Jahrhunderten zu Ansehen nd Reichtum gelangte.
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Vergleichbare Funde in Rheinland-Pfalz deuten auf eine markante
Grabanlage hin, in der die Platte eingelassen war, wie etwa der Grabbau
von Nickenich (Die Römer in Rheinland-Pfalz, S. 508)
andeutet. Die sicher außerhalb des umfriedeten Hofareals
angelegte Begräbnisstätte in Sichtweite des
Herrenhauses soll beim Bau der Autobahn angeschnitten worden sein. Die
verwendeten Steinquader fanden wohl beim Ausbau der Ruine zu einer
Kirche ihre Zweitverwendung, wie vor allem die Spolien an der
Südseite der Georgskapelle vermuten lassen. |
Nickenich. Grabbau |
Spolien an der Südseite
Römische Sandsteinquader in Zweitverwendung beim Ausbau der
Kirche
um 950 |
Rekonstruktionsversuch der
Begräbnisstätte unweit der villa rustica von
Wölfersheim, Wetterau, die der Heidesheimer Situation
vergleichbar sein könnte. (Römer zwischen
Alpen und Nordmeer, S. 173.)
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Römischer
Brunnen
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Zu
den
Überraschungen, die unser Wissen um die Historie der
Georgenflur
wesentlich erhellten, war die Entdeckung eines alten,
verfüllten
Brunnenschachts mitten im Bestattungsareal. Die Untersuchung
des
spärlichen Fundmaterials lässt den Schluss zu, dass
dieser
Brunnen noch in nachantiker Zeit von den ansässigen Franken
benutzt worden war.
Wegen des hohen Grundwasserspiegels hatte sich die
ursprüngliche
Eichenverschalung des rechteckigen Brunnenbodens unter der
Verfüllung so gut erhalten, dass eine dendrochronologische
Zeitbestimmung möglich wurde: um 44 n. Chr. Diese
überraschend frühe Brunnenanlage aber zeigt, dass die
Lage in
der Fortsetzung der Apsismittelachse ohne tiefere Bedeutung und nur
zufällig sein konnte. Zudem musste dieser Brunnen zu einem
noch
nicht genau lokalisierbaren Vorgängerbau der Villenanlage aus
dem 2. Jh. gehört haben. Da der Brunnen aber bis zum Ende der
Römerherrschaft nach 400 benutzt worden war, musste
er in
die Porticus, die beide Eckrisaliten verband, integriert worden sein,
ein nicht üblicher Platz. Über dem Rechteckboden war
der
runde Schacht bis etwa 3m hoch mit Handquadern
mörtellos
aufgeschichtet. ObererTeil des Steinschachtes wie Brunnenrand waren
nicht mehr vorhanden und wahrscheinlich bei der Anlage von
Gräbern
nach 1000 abgetragen worden. Um diese aussagekräftige Anlage
zu
erhalten und die historisch seltene Kontinuität der Besiedlung
auf
Dauer zu dokumentieren, wurde die vorgefundene Höhe markiert,
der
Schacht aufgemauert und mit einem Gitter
abgesichert auf Dauer offen gehalten. Wegen Absinken des
Grundwasserspiegels liegt der Brunnen seit einigen Jahren trocken. |
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